Chronik aus der Festschrift 1960

10 Jahre Gesellschaft Marine

Hier in der Heimat schloß man sich zusammen, um das zu pflegen, was man einst geliebt, Kameradschaft, Treue, diese guten Dinge, sind's die man hier von neuem übt.

Alle, die das blaue Tuch der Marine getragen haben wissen, daß man bemüht war die Verbundenheit des Seemanns mit seinem Element - das Meer, dem Himmel, dem Wind - klar-zumachen.

Im Kampf mit dem Gegner und dem Element lernten es diese Männer, alle Bedürfnisse und Ansprüche auf einfachste Formeln zu bringen. In der Bewährung ohne Maske schöpften sie sich aus und fanden Selbsterkenntnis.

Dieser Geist, der die ehemaligen Angehörigen der Marine lange Jahre, in Krieg und Frieden, tapfer und unbeirrt hatten kämpfen lassen, mit dem Element wie auch mit dem Gegner, führte zu einer unlösbaren, für das ganze Leben geschlossenen Schicksalsgemeinschaft.

Allein dieser Geist, der die Kameradschaft zur See zu einem Erlebnis werden ließ war es, der diese Männer am 3.9. 1950 veranlaßte eine Marinegesellschaft zu gründen. Nicht um den Geist und Illusionen einer vergangenen Zeit in die Gegenwart hinüber zu retten - nein um Kameradschaft und Treue hier in der Heimat wieder zu üben.

Am Himmelfahrtstage des Jahres 1950 wurde der Gedanke zur Gründung einer Marinekompanie hier im Unterrather-Stadtteil geboren. Heinz Brückmann, Karl Schuster und die Wirtin, Frau Käthe Op't Eynde legten durch Auflegung einer Interessentenliste den Grundstock zur Gründung der Gesellschaft Marine

In den nachfolgenden Wochen und Monaten trug sich eine Anzahl - größtenteils ehemalige Angehörige der Marine - in diese Liste ein. Zur Besprechung zwecks Gründung einer Marine-kompanie wurde am 3.9. 1950 eingeladen. Zu dieser Besprechung fanden sich 14 Mann ein. Vielleicht war es gerade diese geringe Anzahl die es ermöglichte, in einer verhältnismäßig kurzen Zeit in wenigen Stunden - eine neue Gesellschaft aus der Taufe zu heben.

Eine Gesellschaft, die es Sich am Gründungstage zu ihrer Pflicht - aber auch zu ihrer vornehmsten Aufgabe gemacht hatte, sich würdig an die Seite ihrer Brudergeselischaften zu stellen, um neben ihren Eigenarten und ihrer zu wahrenden Tradition - heimatliches Brauchtum, das durch die Kriegsereignisse zum Erliegen gekommen war, wieder aufleben zu lassen und die Geselligkeit zu pflegen, mitzuhelfen an der Ausgestaltung der Schützen- und Volksfeste und teilzunehmen an den kirchlichen Festen der Schützenbruderschaft, getreu dem Wahlspruch

,,für Glaube, Sitte und Heimat"

Dem Antrage auf Aufnahme in die St.-Seb. Bruderschaft Düsseldorf-Unterrath wurde stattgegeben. Am 28. 10. 1950, anläßlich der Gründungsfeier wurde die offizielle Aufnahme durch den inzwischen verstorbenen Chef der Bruderschaft, Herrn Karl Matthay, der die junge Gesellschaft herzlich in der großen Schar der Unterrather Schützen willkommen hieß, vollzogen.

In der Folgezeit gab es viel Arbeit, doch manches Ereignis der ,,Anfangszeit" ist denen die dabei waren, noch in bester Erinnerung. Heute, nachdem man Abstand genommen hat - nach 10 Jahren - kann man mit Recht sagen, der Anfang war nicht immer leicht, aber trotzdem - es war eine schöne Zeit!

Über Nacht wurde die ,,Gesellschaft" für die Angehörigen der Dreh- und Angelpunkt. Statuten mußten aufgestellt werden.

Das Ziel: Anschaffung einer Standarte und erstes öffentliches Auftreten der Gesellschaft Marine in voller Uniform.

Doch bevor es zu diesen Höhepunkten im kurzen Dasein der Gesellschaft kam, fand am 1.5. l95l nach nicht immer leichten Vorverhandlungen, der Übertritt des Jungschützentambourkorps zur Gesellschaft statt. Die Mitglieder des Tambourkorps wurden Einzelmitglieder in der Gesellschaft. Das Tambourkorps als solches jedoch blieb geschlossen in seiner bisherigen Form.

Die Mitgliederzahl betrug nach der Fusion 40 Mann. Ünter Führung des 1958 zum Reg.-Tambour Major beförderten Heinz Vossen hat das Marine-Tambourkorps in den Jahren nach der Zusammenlegung durch sein exaktes Auftreten, in Original-Marineuniformen, in weiß und blau, nicht nur in Unterrath nein auch weit über die Grenzen der Landeshauptstadt Düsseldorf hinaus, großen Anklang gefunden.

Es würde zu weit führen, die Erfolge einzeln aufzuführen, doch die errungenen Preise, Pokale, Urkunden und Plaketten, ausgestellt in den Räumen unseres Stammlokals, legen Zeugnis ab vom Können dieses nunmehr 12 Jahre bestehenden Tambourkorps.

Am 17.6. 1951 fand die kirchliche, am 30.6.1951 die weltliche Feier der Standartenweihe statt. Diese Ereignisse hatten dank der Beteiligung aller Schützen des Unterrather Regiments, aber auch durch die Unterrather Bevölkerung selbst, einen würdigen und unvergeßlichen Rahmen.

Mit klingendem Spiel unseres Tambourkorps zog man zum Festgottesdienst in der St. -Bruno-Pfarrkirche.

Das Bekenntnis, daß die Ehre der Flagge und die Treue ihr letzter Gedanke war, wie es symbolisch im Bild der Standarte wiedergegeben ist, stand im Mittelpunkt der Festpredigt.

Der weltliche Teil wurde durch einen herrlichen Prolog eröffnet und nahm bei Beteiligung aller Fahnenabordnungen der Bruderschaft ebenfalls einen glänzenden Verlauf. Die Damen der Gesellschaft - unsere Smutjes - überraschten uns 2 mal an diesem Abend, erstens mit einem Wimpel für die Standarte, zweitens mit einer herrlichen Kogge die auch heute noch unser Vereinszimmer ziert. Der Schirmherr der Gesellschaft Marine, unser Ehrenmitglied, der Goldschmied-Meister, Herr Ludwig K e m p e n, überreichte als Geburtstagsgeschenk eine Königskette in einer Ausführung, die der ehrwürdigen alten Goldschmiedekunst nur zur Ehre gereicht. Wenn die Gesellschaft heute nach 10 Jahren herrliche Erinnerungsstücke ihr Eigen nennen kann, so verdankt sie es dem Manne, der stets bescheiden im Hintergrund wirkte, doch mit dem ganzen Herzen bis zum heutigen Tage bei seiner Gesellschaft ist, unserem Ehrenmitglied Herrn Ludwig Kempen.

Alle weiteren kleineren und größeren Ereignisse der Gesellschaft festhalten zu wollen ist nicht möglich, und so soll der weitere Weg der Gesellschaft nur noch kurz beleuchtet werden. Das Vereinsleben verlief auch weiterhin in voller Aktivität, zuweilen war es zuviel des Guten. Doch mit einem Elan, der immer neue Gesellschaften auszeichnet, wurde alles zur Zufriedenheit gelöst. Nicht immer hilft Elan, Stärke, Schneid und Zuversicht - nein auch eine Portion Glück kann ein Schütze gebrauchen. Dieses Glück, gestützt auf ein gutes Auge führte dazu, daß die Mützen der Angehörigen der Gesellschaft im Verlaufe von 10 Jahren wiederholt in den abendlichen Himmel flogen aus Begeisterung darüber, daß es einem der Ihrigen gelungen war, die höchste Trophäe die das Regiment überhaupt zu vergeben hat, die Königs- oder Kronprinzenwürde, zu erringen.

Wie aus den Bildern der Festschrift ersichtlich, errangen 3 Angehörige die Königs- und 2 Mann die Kronprinzenwürde.

1960 im olympischen Jahr darf man sagen 3 mal Gold, 2 mal Silber und viel Bronze in Form von errungenen Pfändern des Königs, Kronprinzen- und Ehrenvogels. Fürwahr eine Leistung, die sich nicht so schnell wiederholen wird. Mit Recht ist man stolz auf das Errungene und doch darf man sagen, überheblich geworden ist keiner vom Erfolg. Im Gegenteil, der Beweis wurde erbracht, daß sich die Jugend prächtig mit den Alten verstehen kann. Die Wahl des II. Chefs der Bruderschaft Dieter Haupt und des Platzmajors Paul Kandora, die aus den Reihen der Gesellschaft sind, darf daher als Ausdruck des Verstehens und der gegenseitigen Achtung gewertet werden.

Ansonsten gab es in den 10 Jahren innerhalb der eigenen Reihen kaum nennenswerte Verschiebungen.

Nach 8 Jahren intensivsten Wirkens legte der 1. Vorsitzende und Kapitänleutnant, seit der Gründung, Edmund Cordes, sein Amt nieder. Die Geschichte der Gesellschaft Marine ist mit dem Namen des langjährigen Vorsitzenden eng verbunden. Aufgrund seiner umfangreichen Vereinserfahrungen ist es unbestreitbar sein Hauptverdienst, die Gesellschaft in wenigen Jahren zu der heutigen, anerkannt repräsentätiven Größe gebracht zu haben. Die Worte des Dankes an den scheidenden Vorsitzenden kamen aus vollem Herzen.

Nach der Neuwahl wurde der bisherige II. Vorsitzende und Mitbegründer der Geselllschaft Heinz Brückmann zum 1. Vorsitzenden und Gesellschaftsführer ernannt.

Rückschauend auf den Werdegang der Gesellschaft, der Geschehnisse der verflossenen Jahre darf gesagt werden, die uns selbst gestellten und uns aufgegebenen Aufgaben wurden in einer Art bewältigt, die von einer großen inneren Kraft zeugt und so kann man nur hoffen, daß diese Kraft auch fernerhin der Gesellschaft erhalten bleiben möge.

Frohe Fahrt